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Dialekt im Lied

Von 1876 bis 1901 wurde erstmals der öffentliche Diskurs über eine Rechtschreibreform in Deutschland geführt; erst in diesem Standardisierungsprozess wurde das Bayerische als identitätsstiftender Dialekt erkannt und empfunden. Dies erstaunt angesichts der sprachlichen Vielfalt innerhalb Bayerns, die man bis zu dieser Zeit unspezifisch als südliche Varietäten der deutschen Sprache wahrgenommen hatte.
In der Generation jener Komponisten, die in dieser Phase aufgewachsen und zur Schule gegangen sind, wandten sich einige dem bayerischen Dialekt zu – ganz bewusst und geradezu programmatisch, etwa Annette Thoma (Jg. 1886), Kurt Huber (Jg. 1893) oder Carl Orff (Jg. 1895).
Ferdinand Neumaier (Jg. 1890) verwendete für seine Kompositionen Texte in der hochdeutschen und bayerischen Sprache, in der Kirchenmusik auch lateinische. Die meisten seiner Liedsätze sind in bayerischer Mundart gehalten. Dies gilt gleichermaßen für die geselligen Lieder für Erwachsene aus der Zwischenkriegszeit wie für die Schul- und Kinderlieder aus den 50er Jahren.
Eines der wenigen weltlichen Werke Neumaiers nach einem hochdeutschen Text ist das Lied vom Landshuter Haus. Es beruht auf den Versen des Oberpfälzer Schriftstellers Pieps Dengler (1893–1971).

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