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Emigranten und Immigranten

Prominente Emigranten aus dem Bayerischen Wald haben das Bild von ihrer Herkunftsregion deutlich geprägt. So machte etwa Maximilian Schmidt, gen. Waldschmidt (1832–1919) aus Eschlkam seine Karriere als Offizier in München, Emerenz Meier (1874–1928) aus Schiefweg bei Waldkirchen als Schriftstellerin in Chicago oder Ferdinand Neumaier (1890–1969) aus Kirchberg im Wald als Schullehrer in Landshut.
Wenngleich weniger bewusst wahrgenommen, so wurde die Musikkultur des Bayerischen Waldes doch ebenso stark von Immigranten (und Transmigranten) mitgeprägt: So gründeten etwa Benediktiner im 8. Jahrhundert von der Bodensee-Insel Reichenau aus das Kloster Niederaltaich und legten damit den Grundstein für die Landnahme des Bayerischen Waldes und seine gesamte spätere Musikgeschichte. Ein weiteres Beispiel bietet der gebürtige Nürnberger Michael Bredl (1915–1999). Er wuchs in Schlag bei Grafenau auf, lernte beim Landshuter Preissingen 1931 die oberbayerische Volksliedpflege kennen und wurde mit diesem Rüstzeug schließlich erster schwäbischer Volksmusikpfleger.
Kaum greifbar ist die Masse der Migranten, die in den letzten Jahrhunderten aus persönlichen, familiären, religiösen oder wirtschaftlichen Gründen in den Bayerischen Wald zogen. Der Instrumentenbauer Curt Fischer (1938–1983) etwa siedelte, beim Mauerbau 1961 aus dem sächsischen Markneukirchen flüchtend, in Cham seine erfolgreiche Trommelfabrik LEFIMA an. Vollkommen unerforscht sind die musikalischen Einflüsse der vielen Tausend Touristen seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert, der Heimatvertriebenen nach dem Zweiten Weltkrieg oder der Neubürger, die seit der EU-Erweiterung 2004 hier von ihrer Freizügigkeit Gebrauch machen konnten.

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