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Fortschritt

Nachdem am Anfang des 19. Jahrhunderts die allgemeine Schulpflicht eingeführt worden war, erlangte das Singen innerhalb des bürgerlichen Bildungskonzepts bald den Nimbus des Fortschrittlichen, des Feinen, des Kulturbeflissenen – kurz: Singen wurde zum Ausdruck der Bildungsbegeisterung. Wer sang, galt als modern, bewies gesellschaftliche Teilhabe. Von diesem Schwung waren auch noch die Sing- und Reformbewegungen der Kaiserzeit getragen, darunter auch die Männerchor-Mode oder der katholische Volksgesang.
Ferdinand Neumaier war in seiner Jugend dem Fortschritt noch sehr zugetan, was sich nach dem Ersten Weltkrieg jedoch änderte und verlor. In seinem kompositorischen Schaffen orientierte er sich an Formen und Satztechniken der deutschen Romantik, der katholischen Kirchenmusik und der jungen Musikpädagogik, wie er sie am Straubinger Schullehrer=Seminar kennengelernt hatte.
Es findet sich dagegen kein Indiz dafür, dass er mit dem zeitgenössischen internationalen Musikrepertoire der Avantgarde in Berührung gekommen wäre, das er in Noten, Rezensionen, Feuilletons, Tonträgern und Konzerten vorfinden konnte.

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