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Gebet, Gedicht, Vortrag

Unter der Bezeichnung Lied wurden und werden ganz verschiedene Formen geschriebener oder gesprochener Texte zusammengefasst. Nicht alle müssen mit Musik zu tun haben – noch nicht einmal, wenn sie in einem Atemzug mit dem Wort Singen genannt werden, was oft nur Vortragen bedeutet.
Zu den ältesten Formen zählt das Gebet: Psalmen oder Textpassagen der Bibel werden vielfältig als Lieder überschrieben. Ähnliches gilt für rhetorische, narrative oder sozialrituelle, meist nicht-musikalische Vortragsformen bei Huldigungen, Gelübden, Gratulationen oder Feierlichkeiten. Die Literaturgeschichte bietet viele Belege für Verse, Gedichte oder Epen, die als Lieder bezeichnet wurden.
Erst in den Bildungskonzepten, die vom Idealismus geprägt waren, beanspruchten Künste und Musen einen breiten Raum. Am durchsetzungsstärksten die Musik, die sich verschiedentlich Dinge ihrer Nachbarfächer zueigen machte und fortan dominierte. Dazu gehören auch die Begriffe des Liedes und des Singens, die heute – nachdem sich die Sprache und die Menschen daran gewöhnt haben – fast ausschließlich mit Musik in Verbindung gebracht werden.

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