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Hartauer

Der aus Stachau im Böhmerwald (im tschechischen Kreis Prachatitz) stammende Andreas Hartauer (1839–1915) erlernte den Beruf des Glasmachers. Nach verschiedenen Stationen der Berufstätigkeit eröffnete er 1883 eine Glasmalerei und -handlung im österreichischen St. Pölten, wo er bis zu seinem Tod lebte.
Wie unzählige andere Exulanten litt Hartauer an Heimweh und dichtete in St. Pölten das Böhmerwaldlied; in sentimentaler Verklärung erinnert es an die weit entfernte Herkunftsregion des Verfassers. Möglicherweise schuf der Dichter auch eine eigene Melodie dazu, von der wir nichts wissen. Die Verse Hartauers wurden bald auf verschiedene Weisen gesungen, von denen sich schließlich jene des Komponisten und Flötisten Jakob Eduard Schmölzer (1812–1886) durchsetzen konnte, die vor allem aus dem steirischen Lied Dort wo im Oberland noch Gems und Adler haust bekannt ist.
Das Böhmerwaldlied erlangte bereits um die Jahrhundertwende via Schellackplatten eine weite Verbreitung. Bei den Böhmerwäldler-Landsmannschaften, die im Verlauf der Industrialisierung in vielen Städten bestanden, wurde es gern nachgesungen. In der Nachkriegszeit erreichte das Lied bei den heimatvertriebenen Böhmerwäldlern als informelle Hymne rituellen Kultstatus.

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