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Jungbauer

Im Bayerischen Wald waren zwei bedeutende Persönlichkeiten namens Jungbauer aktiv. Sie waren nicht miteinander verwandt, doch zeigen ihre unterschiedlichen Tätigkeiten den Wandel des Musiklebens und seiner Zeitumstände.
Coelestin Jungbauer (1747–1823) aus Grattersdorf im Bayerischen Wald trat in das Benediktiner-Kloster Niederaltaich ein, wo er eine umfassende Ausbildung in der Philosophie, Theologie und Musik erhielt. Nach seinem anschließenden Studium in Salzburg und Freising wirkte er als Lehrer und Pfarrer an verschiedenen Orten in Süddeutschland.
Als Anhänger der Aufklärung schuf er zahlreiche deutschsprachige Lieder – auch für die katholische Liturgie. Doch in der ersten Generation nach der Säkularisation wurden sie noch kaum angenommen, weil die katholische Bevölkerung den Gesang in der Kirche noch verweigerte. In ihrem Verständnis war die Kunst des Gesangs noch immer das Privileg einer kleinen Oberschicht, der sie nicht angehörte.
Gustav Jungbauer (1886–1942) aus Oberplan im Böhmerwald war Volkskundler an der Prager Universität. In den 1920er Jahren war er an der Gründung des Böhmerwaldmuseums und an der Herausgabe populärer deutschsprachiger Zeitschriften und vor allem Liederbücher beteiligt.
In dieser Zeit, kurz nach der Gründung der ersten Tschechoslowakischen Republik, gehörten das Volkslied und das kollektive Singen schon in den Kanon der allgemeinen Bildung. Damit ließen sich – auch in Böhmen – die Anliegen des deutschen Nationalismus gut transportieren. Die so geschürte Konkurrenz zwischen den deutsch- und tschechischsprachigen Gesellschaftsgruppen belastete die Innen- und Außenpolitik der Tschechoslowakischen Republik bis zum militärischen Überfall des NS-Staates nach dem Münchner Abkommen (1938).

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